Zu gut 90 Prozent besteht Aktivkohle aus Kohlenstoff. Ihre Oberfläche erinnert optisch an einen Schwamm, so porös und großporig ist sie. Und genau da liegt ihre Stärke: Aktivkohle hat die Fähigkeit, Stoffe zu adsorbieren. Sie zieht Schmutz und Bakterien an, wie ein Magnet. In der Medizin, der (Ab)Wasserbehandlung und Lebensmittelindustrie kommt sie daher seit langem für Reinigungsprozesse zum Einsatz. Kein Wunder, dass sie nun auch in vielen Peelings, Masken, Seifen und sogar in Zahncremes zu finden ist. Und: Aktivkohle ist sehr gut verträglich – Nebenwirkungen und Allergien sind kaum bekannt. Wichtig ist allerdings, auf Qualität zu achten.
Wie entsteht Aktivkohle?
Ist Aktivkohle schlichtweg Holzkohle? Nein. Diese kann zwar ebenso wie andere Kohlearten als Ausgangsstoff dienen, aber Aktivkohle kann auch aus Bambus oder beispielsweise aus Olivenkernen erzeugt werden. Die Funktion der Aktivkohle selbst hängt nicht vom Ausgangsmaterial ab. Die Herstellung spielt jedoch eine entscheidende Rolle. Wichtig sind Sauerstoffgehalt und Temperatur, so dass Schadstoffe wie PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) nicht entstehen können.
Wie ihr Name bereits verrät, wird die Kohle „aktiviert“ um ihre besonderen Eigenschaften zu erhalten. Sie wird dazu einem Gasstrom bei bis zu 1000 ° C ausgesetzt und erhält so ihr poröses Kohlenstoffgerüst. Ihre Oberfläche umfasst dann zwischen 500 bis 1500 Quadratmeter pro Gramm! Und diese riesige Fläche kann extreme Mengen anderer Stoffe an sich binden.
Wie wirksam ist die Kombination mit Tensiden und Mizellen?
In einigen Reinigungsprodukten wird Aktivkohle mit klassischen Tensiden kombiniert. Aber macht das Sinn? Diese Frage hat uns  Susanne Gans, Laborleitung bei Speick Naturkosmetik beantwortet: „Tenside reinigen auf Grund ihrer Struktur, weil sie kugelförmige Mizellen bilden und dabei den Schmutz im Inneren einschließen. Aktivkohle hat eine extrem große Oberfläche und kann kleinste Teilchen festhalten. Bei Versuchen hat man festgestellt, dass dadurch die Reinigungskraft, zum Beispiel von Seife, noch unterstützt wird.“ Und die Dauer der Anwendung? Zur Filtration mit Aktivkohle im Labor ist zum Beispiel einige Zeit nötig. „Bei der Reinigung wird der Schmutz von der Seife gebunden und sobald die Aktivkohle Moleküle oder Bakterien erwischt, werden auch diese gebunden. Also arbeiten Seife und Aktivkohle Hand in Hand – ohne Wartezeiten“, so Susanne Gans.
Was wenn der „Schwamm“ voll ist?
Wie eingangs erwähnt hat Aktivkohle optisch eine schwammartige Oberfläche. Kritiker des Rohstoffs haben diesbezüglich Bedenken, was die Wirksamkeit betrifft: Denn wie funktioniert es, dass die Kohle erst auf dem Gesicht ihre Wirkung entfaltet und nicht schon mit anderen Stoffen (aus der Rezeptur) gesättigt ist? Ein voller Schwamm, nimmt schließlich kein Wasser mehr auf…
„Aktivkohle sieht vielleicht so aus, funktioniert jedoch nicht wie ein Schwamm. Es kann im Prinzip nichts aufsaugen. Aktivkohle kann dafür kleinste Teilchen herausfiltern indem es diese an der Oberfläche fest hält. Je größer die Oberfläche, desto größer das Bindevermögen. Durch diesen Effekt konnten wir sogar unser Reinstwasser noch von Bakterien befreien“, erklärt Susanne Gans.
Hochwirksam und natürlich
Auf die Blacklist solltet Ihr Aktivkohle als Kosmetikzutat wohl nicht setzen, schließlich bietet der Rohstoff einiges an Potential. In Sachen Reinigung macht dieser Beautytrend durchaus Sinn. Allerdings unbedingt auf hochwertige, natürliche Rezepturen achten – verantwortungsbewusste Hersteller setzen nur schadstofffreie Aktivkohle ohne PAK und Co. ein. In der Naturkosmetik findet Ihr mittlerweile einige Produkte, die Charcoal verwenden.