Wie findet man Phthalate in der INCI-Liste?
Die beiden Hauptverdächtigen könnt Ihr zum Glück leicht ausmachen, nämlich Diethyl Phthalat und Dimethyl Phthalat, manchmal auch abgekürzt als DEP und DMP. Leider tauchen sie in konventioneller Kosmetik auch gern undercover auf, und zwar als nicht näher deklarierter Bestandteil von denaturiertem Alkohol. Deshalb ist auch bei der Bezeichnung Alcohol denat. in der Zutatenliste unter Umständen erhöhte Vorsicht angesagt.
Was sind Phthalate eigentlich?
Chemisch gesehen handelt es sich bei dieser Stoffgruppe um unterschiedliche Verbindungen der Phthalsäure, sogenannte Ester, die aus einer Säure und einem Alkohol bestehen. Auch die Salze der Phthalsäure werden Phthalate genannt.
Was bewirken Phthalate und wo werden sie eingesetzt?
Weichmacher werden vor allem dann eingesetzt, wenn es darum geht, Kunststoffe elastisch zu machen. Sie stecken z. B. in PVC-Boden, Kabeln, Schläuchen, Regenjacken, Schuhsohlen und Spielsachen. In konventioneller Kosmetik sorgen Phthalate für eine geschmeidige Konsistenz und verstecken sich als Vergällungsmittel in Alkohol. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, mit ihnen in Kontakt zu geraten, besonders bei der Benutzung von Gesichtswässern, Parfüms, After Shaves und Deo-Sprays sehr hoch.
Warum sind Phthalate problematisch?
Um die Branntweinsteuer zu umgehen, die innerhalb der Europäischen Gemeinschaft für trinkbaren Alkohol erhoben wird, machen die meisten Kosmetikhersteller ihn durch Phthalate ungenießbar. Und schwupps, schon haben wir ein Problem: Da DEP und DMP sowohl fett- als auch wasserlöslich sind, werden sie über die Haut aufgenommen, gelangen ins Blut und treiben von dort aus ihr Unwesen in unserem gesamten Organismus. Wissenschaftler der schwedischen Universität Uppsala haben herausgefunden, dass Weichmacher die Bauchspeicheldrüse durcheinander bringen und dadurch Fettleibigkeit und Diabetes hervorrufen können. Außerdem gibt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung mehrere Studien, die einen Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und Phthalaten beweisen. Besonders Männer sind davon betroffen, da die Spermien geschädigt werden können. Das Umweltbundesamt warnt deshalb bereits seit 2007 vor dem Einsatz dieser Chemikalien in Kosmetik und empfiehlt, DMP und DEP durch weniger bedenkliche Vergällungsmittel zu ersetzen, etwa durch Thymol oder Isopropanol. Bislang ohne Erfolg.
Einen großen Schritt weitergekommen sind wir dagegen in punkto Kinderspielzeug: Die Verwendung von DEHP, DBP und BBP ist in der EU schon seit den 1990er Jahren verboten. Trotzdem tauchen sie immer mal wieder in Plastikpuppen und Bällen auf, vor allem bei Billig-Importen aus China. Man erkennt sie auch als Laie durch einen unnatürlich starken, leicht süßlichen Plastikgeruch.
Unser Fazit
Plastik lässt sich im Alltag leider nicht völlig umgehen – aber auf jeden Fall deutlich reduzieren. Wer Wollteppiche oder Holzböden hat, braucht keinen PVC-Belag, und in Kosmetik sind Phthalate schlicht und ergreifend überflüssig. Wie einfach es ohne diese Giftstoffe geht, beweist echte Naturkosmetik. In Cremes, Rasierwasser und Düften wird häufig Ethanol verwendet, das durch Gärung aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen gewonnen wird. Dieser Alkohol ist genießbar, wird voll versteuert und ist somit teuer – aber dafür auch frei von schädlichen Weichmachern. Taucht trotzdem der Begriff Alcohol denat. in der INCI-Liste auf, wurde der Bio-Alkohol mit ätherischen Ölen oder natürlichen Bitterstoffen vergällt. Er schmeckt nicht, so dass man ihn nicht versteuern muss – ist aber ein prima Lösungsmittel für Pflanzenextrakte, wirkt sanft desinfizierend und hält das Produkt länger frisch.
Hier findet Ihr alle Beiträge unserer Serie „Du kommst hier nicht rein“.