Wie findet man synthetische Duftstoffe in der INCI-Liste?
Leider nicht ganz einfach: Lediglich Duftstoffe, die eine bestimmte Konzentration übersteigen, müssen namentlich in der INCI-Deklaration aufgeführt werden. Alles was darunter liegt, kann unter der Sammelbezeichnung “Parfum“, „Fragrance“, „Aroma“ oder „Flavour“ deklariert werden.
Die Ausnahme bilden 26 Duftstoffe, die durch ein hohes Allergiepotential aufgefallen sind. Sie müssen einzeln mit ihrem INCI-Namen auf der Produktverpackung aufgeführt werden. 18 davon sind natürlich vorkommende Bestandteile ätherischer Öle, die aber auch synthetisch hergestellt werden können: Linalool, Limone, Farnesol, Citronellol, Benzyl Cinnamate, Benzyl Benzoat, Anise Alkohol, Isoeugenol, Geraniol, Eugenol, Coumarin, Citral, Cinnamal, Cinamyl Alkohol, Benzyl Salicylate, Benzyl-Alkohol, Eichenmoosextrakt, Baummoosextrakt.
Die anderen 8 kommen in der Natur gar nicht vor und können deshalb nur synthetisch erzeugt werden: Amylcinnamal, Hydroxycitronellal, Amylcinnamylalkohol, 4-(4-Hydroxy-4-methylpentyl)-3-cyclohexencarboxaldehyd 1), 2-(4-tert-Butylbenzyl)propionaldehyd, Hexylzimtaldehyd,Methylheptin-carbonat(2-Octinsäure-methylester), 3-Methyl-4-(2,6,6-trimethyl-2-cyclohexen-1-yl)-3-buten-2-on.
Die Kosmetikrichtlinie schreibt eine Deklarationspflicht vor, wenn die Konzentration der bedenklichen Duftstoffe in Produkten, die nicht auf der Haut verbleiben (z.B. Duschgele, Shampoos) mehr als 0,01% beträgt. Und in Produkten, die auf der Haut verbleiben (z.B. Lotionen, Make-up, Sonnencremes, Deos) über 0,001% liegt. Doch Vorsicht: Für Duftkerzen, Räucherstäbchen und Co. gibt es noch keine Regelung.
Was sind synthetische Duftstoffe eigentlich und wo werden sie eingesetzt?
Als Duftstoffe werden alle Stoffe bezeichnet, die selbst duften, einen Duft verstärken oder einen Duft maskieren, also überdecken. Zugeordnet werden sie ganz unterschiedlichen Stoffklassen, z.B. Alkohole, Aldehyde, Amine, Carboxylsäuren, Ester, Ether, Lactone oder Sulfide.
Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts können natürlich vorkommende Duftstoffe im Labor kostengünstig chemisch nachgebaut werden. Doch damit nicht genug: Für die Entwicklung immer neuer betörender Kreationen stellt man seit langem auch Duftstoffe, die so nicht in der Natur zu finden sind, synthetisch her. Neben dem günstigen Preis haben synthetische Duftstoffe den großen Vorteil, dass sie viel länger haltbar sind als ihre natürlichen Vorbilder und auch nicht so schnell „verfliegen“. Und darüber hinaus kommen sie auch dann zum Einsatz, wenn der Bedarf den Nachschub aus natürlichen Quellen übersteigt.
Duftstoffe werden in Parfums, Kosmetik, Wasch- und Putzmitteln, Duftkerzen und Räucherstäbchen, Raum- und Autodüften, in Lebensmitteln aber auch in Produkten wie Teppichklebern oder Insektenmitteln eingesetzt.
Warum sind synthetische Duftstoffe problematisch?
Viele der von der Industrie heutzutage verwendeten Duft- und Aromastoffe sind kaum bis gar nicht untersucht, und damit lässt sich über ihre Auswirkungen auf den menschlichen Organismus recht wenig sagen. Außer Zweifel steht jedoch: Duftstoffe können Allergien auslösen! Diese äußern sich meist in Form eines allergischen Kontaktekzems. Andere Symptome für Unverträglichkeiten können Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel, Erschöpfung und sogar Depressionen sein. In Deutschland sind circa 15-20 Prozent der Bevölkerung betroffen – Tendenz steigend… Das Hauptproblem: Ein Parfum wird aus mehreren Dutzend bis einigen Hundert einzelnen Duftstoffkomponenten zusammengestellt. Welcher spezifische Bestandteil letztlich eine allergische Reaktion auslöst, können Hautärzte somit kaum feststellen.
Bei Duftkerzen und Räucherstäbchen, bei denen zusätzlich eine Verbrennung stattfindet, kommen zum allergenen Risiko auch noch Belastungen durch Feinstaub, Rußpartikel, Kohlenmonoxid und zahlreiche weitere Schadstoffe wie Formaldehyd hinzu.
Durch die Atmung können Duftstoffe in unseren Organismus gelangen, wo sie sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Gleichzeitig ist auch eine Aufnahme über die Haut möglich. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, können sie über die Nervenfaserbündel sogar direkt als Substanz ins Gehirn gelangen. Duftstoffe reichern sich also auf unterschiedlichste Art und Weise im menschlichen Organismus sowie in unserer Umwelt an. Und dort nisten sie sich quasi ein, denn sie werden nur sehr langsam abgebaut.
Unser Fazit
Auch wenn die Auswirkungen synthetischer Duftstoffe bisher kaum erforscht sind, ihr Risikopotential ist leider hinreichend bekannt. Darüber hinaus bergen vor allem komplexe Mischungen verschiedenster Komponenten Gefahren – denn die Wechselwirkungen von Duftstoffen sind noch weitaus weniger erforscht. Bei aktuell über 30.000 bekannten Duftkompositionen dürfte die detaillierte Analyse auch schwierig werden. Zudem sind die genauen Zusammensetzungen dieser Mischungen in der Regel patentrechtlich geschützt und damit geheim. Die Risiken für Organismus und Umwelt sind demnach enorm.
Wenn man in Sachen Schönheit auf rein natürliche Duftstoffe setzen möchte, sollte man sich an den Siegeln für Naturkosmetik orientieren. Denn sie erlauben lediglich natürliche ätherische Öle zur Beduftung und schließen synthetische Aromen aus.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, der kann aus einem mittlerweile breiten Angebot an duftstofffreien Produkten auswählen. Wichtig beim Einkauf: Auch „duftneutrale“ Produkte sind nicht unbedingt „duftstofffrei“! Das heißt, sie können möglicherweise Duftstoffe enthalten, die den Eigengeruch bestimmter Inhaltsstoffe überdecken. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund verschickt auf Anfrage eine Liste von Produkten mit Prüfsiegeln. Also, Augen auf!