Klein aber fein und unheimlich interessant: So lässt sich „Schwarzbuch Superfood – heiße Luft und wahre Helden“ am besten beschreiben. Die gerade mal 87 Seiten sind prall gefüllt mit Informationen über Acai-Beere, Chia-Samen, Kokosnuss, Quinoa und Co. Dabei erheben die vier Autorinnen, die allesamt Ernährungswissenschaftlerinnen und Diätologinnen sind, aber nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern geben Denkanstöße, um den Blick auf die allseits gepriesenen Superfoods ein wenig zu schärfen. Denn es ist nicht immer alles Gold was glänzt: In punkto Nachhaltigkeit, Umweltbelastung, faire Arbeitsbedingungen oder Flächenraub lässt das ein oder andere exotische Superfood doch zu wünschen übrig…
Superfood in allen Facetten
Bevor die Autorinnen auf die exotischen Früchtchen eingehen, gibt es zunächst eine kurze Einführung zum Thema Superfood und Nachhaltigkeit. Interessant und hilfreich bei der künftigen Auswahl ist auch ihr Exkurs in die Ernährungslehre und den menschlichen Organismus: Was sind Vitamine und Sekundäre Pflanzenstoffe? Wie entsteht Krebs? Wieviele Ballaststoffe benötigen wir pro Tag? Mit all diesen Informationen lassen sich die 18 im Buch vorgestellten Superfoods auf Herz und Nieren prüfen.
In der anschließenden Analyse werden dann folgende Fragen beantwortet: Welche Wirkung wird dem jeweiligen Superfood zugeschrieben? Wie wird es angebaut? Und welche Verzehrmenge empfiehlt die Ernährungswissenschaft?
Ein interessantes Beispiel: Die antioxidative und zellverjüngende Wirkung der Acai-Beeren wurde bisher nicht durch Studien am menschlichen Körper, sondern lediglich in Zellkulturen nachgewiesen. Von den harten und unfairen Arbeitsbedingungen beim Anbau der Pflanzen mal abgesehen. Auch die Wirkung der Camu-Camu Früchte wurde nach Angaben der Autorinnen bisher noch nicht in vivo getestet.
Diese durchaus kritischen Beurteilungen sind allerdings eher die Ausnahme. Den meisten Superfoods, wie zum Beispiel Aloe Vera, Avocado und Kokosnuss, wird die ihnen nachgesagte Superpower bestätigt.
Heimische Helden
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Dieser Appell der Autorinnen unterstreicht, dass ihnen die Aspekte Nachhaltigkeit und Umwelt besonders wichtig sind. Deshalb haben sie den 12 heimischen Superfoods, zum Beispiel Aronia, Holunder, Brennnessel, Kürbiskerne oder Sanddorn, ein eigenes Kapitel gewidmet. Denn diese müssen sich nach Ansicht der Autorinnen keinesfalls vor ihren exotischen Pendants verstecken.
Fazit: „Schwarzbuch Superfood – heiße Luft und wahre Helden“ ist ein Plädoyer für kritischeren Konsum, differenzierteres Denken und nachhaltigeres Handeln. Zwar bestätigen die Autorinnen die positive Wirkweise vieler Superfoods, sie fordern jedoch gleichzeitig dazu auf, verantwortungsvoll damit umzugehen. Ein kleines, feines und durchaus empfehlenswertes Nachschlagewerk – für alle, die den Superfood-Trend sinnvoll für sich nutzen und in ihren täglichen Speiseplan integrieren möchten.