Goldgelb wie Honig tropft es in die Hand, umhüllt unseren Körper mit wohliger Wärme. Kaum ein Pflegeprodukt macht so viel Spaß beim Auftragen wie ein duftendes Öl. Gerade in der kalten Jahreszeit sind die edlen Tropfen ideal, denn sie ersetzen auf sanfte Weise, was der Haut durch den Wechsel von überheizter Raumluft und frischem Herbstwind fehlt: Fett. Wie ein Mantel legen sich Öle auf die Haut, glätten die Hornschicht und schützen davor, dass Feuchtigkeit verdunstet. Schuppige Schienbeine oder rissige Hände könnt Ihr so getrost vergessen und auch der Wollpulli kratzt nicht mehr an rauen Oberarmen. Es gibt allerdings einen Haken: Den meisten von uns fehlt im Alltag die Muße für aufwändige Pflege. Wer will morgens schon zehn Minuten mit dem Jeans-Anziehen warten und dabei glänzen wie eine polierte Weihnachtsbaumkugel? Müsst Ihr auch nicht – wenn Ihr die passenden Öle kennt und sie richtig anwendet.
Warum gibt es überhaupt so viele Öle in der Naturkosmetik?
Fakt ist, dass Öle gerade bei Bio-Anbietern zu den absoluten Klassikern zählen. Das liegt daran, dass sie von Natur her wahre Wirkstoffbomben aus Vitaminen und Mineralien sind und kaum bearbeitet werden müssen. Bei Cremes oder Lotions ist das anders, denn um Fett und Feuchtigkeit miteinander zu verbinden und die Produkte haltbar zu machen, braucht man natürliche Emulgatoren und Konservierungsstoffe. Hinzu kommt, dass man Öle ohne große Nachhilfe durch eingelegte Heilkräuter veredeln kann, etwa durch Ringelblumen, die hauterneuerndes Carotin abgeben. Insofern sind pflanzliche Öle der Natur schlicht und einfach näher.
Klebt’s oder klebt’s nicht?
Wie schwer sich ein Öl anfühlt, hat viel mit den darin enthaltenen Fettsäuren zu tun. Das es hier unterschiedliche gibt, weiß man ja auch aus der Ernährung. Basisöle, die aus Früchten, Nüssen oder Kernen gewonnen werden, sind tendenziell eher reichhaltig und optimal für trockene Haut. Da ihr Ölfilm lang auf der Hautoberfläche bleibt, sorgen sie dafür, dass es beim Massieren schön flutscht. Das gilt z. B. für Oliven– oder Mandelöl. Wirkstofföle, die überwiegend aus Samen oder Kernen gepresst werden, liefern dagegen weniger Fett und haben auch ohne Kräuterzusatz einen problemlösenden Effekt auf die Haut. Sanddornkernöl kittet z. B. mit einer Extraportion Linolsäure kleine Risse, ist daher ein glatter Erfolg bei spröden Händen oder Schienbeinen. Allerdings verwendet man all diese Öle nur selten pur, am ehesten noch fürs Gesicht. Um hochwirksame Pflege herzustellen, werden die Pflanzenfette geschickt miteinander gemischt und zusätzlich durch ätherische Öle verfeinert. Das bringt gleich drei Vorteile: Das Produkt duftet herrlich nach Orange, Jasmin oder Salbei, bleibt durch die konservierenden Eigenschaften länger haltbar und bietet oft einen Zusatznutzen für die Haut. Ätherisches Rosmarinöl bringt z. B. das Blut in Wallung, während Zypressen- und Wacholderöl das Gewebe straffen – ein echtes Goodie für Bauch, Beine und Po.
Pflege light: Ihr habt es selbst in der Hand
Schön und gut, aber wie findet man denn nun ein Öl, das flott einzieht? Mit etwas Know-how. Verwendet am besten ein Produkt, das auf Aprikosen-, Soja- oder Traubenkernöl basiert, da sie bekannt für ihre Leichtigkeit sind. Je weiter oben eins oder mehrere davon in der Zutatenliste auftauchen, desto weniger klebt die Rezeptur. Ein echter Turboinhaltsstoff ist Jojobaöl, das aus den Nüssen eines nordamerikanischen Wüstenstrauch gewonnen wird und streng genommen ein flüssiges Wachs ist. Wichtig ist auch die richtige Anwendung, denn viele machen den Fehler, Öl wie eine Körpermilch aufzutragen. Besser: Nur ein paar Spritzer in die Hand geben und nach dem Duschen oder Waschen in die noch feuchte Haut einmassieren. Dann entsteht ein so feiner Film aus Wasser- und Öltröpfchen, dass Ihr garantiert keine Ölkrise kriegt.
Feine Sache: Trockenöle in Bio-Qualität
Trockenöl ist der Traum jedes Ölmuffels, denn es wird meist nur aufgesprüht und ist in Sekundenschnelle nicht mehr als Fettfilm zu spüren. Bislang gab es diese Variante fast nur im konventionellen Bereich, denn Hauptinhaltsstoff ist in der Regel jede Menge Silikon. Dadurch fühlt sich das Öl zwar federleicht an, ist in Sachen Pflege aber eine echte Mogelpackung. Es bleibt auf der Hautoberfläche und enthält – im Gegensatz zu natürlichen Ölen – keinerlei eigene Wirkstoffe wie Vitamine oder Mineralien. Doch jetzt gibt’s erste pflanzliche Alternativen, zum Beispiel Mischungen, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Wenn diese beim Auftragen mit Luft in Kontakt geraten, bleiben die Öltröpfchen nicht fettig auf der Haut liegen, sondern bilden gemeinsam lauter feine Ketten. Durch diesen Prozess, den man Verharzung nennt, entsteht sofort ein geschmeidiger Schutzmantel. Kleben war gestern!