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Naturkosmetik: Anatomie einer Käufergruppe

Green Beauty ist ein Wachstumsmarkt. Obwohl das Interesse bei den Käufern längst geweckt ist, sind sie nach wie vor verunsichert, wann es sich um echte Naturkosmetik handelt. Auch Tierwohl als Kaufgrund wird oft völlig falsch eingeschätzt. Dies und mehr ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des Naturkosmetiksiegels NATRUE.

Zunächst zu den Grundlagen: Die Studie wurde als quantitative Online-Befragung zwischen Januar und Februar 2021 in Deutschland und Frankreich durchgeführt. Thema war zum einen die Einstellung der Verbraucher, dazu ihre Markenwahrnehmung und die Siegelleistung. In Deutschland und Frankreich wurden jeweils etwa 1000 Personen befragt, von denen 70 Prozent weiblich und 30 Prozent männlich waren. Alle Teilnehmer waren zwischen 18 und 65 Jahre alt und es wurden rund 30 Kosmetikmarken (natürlich und konventionell) bewertet.

Natur erkennen

Erfreulich ist, dass vier von zehn Deutschen in den letzten sechs Monaten Natur- oder Biokosmetik genutzt (in Frankreich: drei von zehn) hatten. Bedenklich ist jedoch, dass mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland (61 Prozent) angaben, dass Etiketten nicht ausreichend verdeutlichen, ob es sich bei einem kosmetischen Produkt um Natur- oder Biokosmetik handelt. In Frankreich ist dieser Wert sogar noch höher (71 Prozent). Die Bekanntheit von Qualitätszeichen oder gar die Fähigkeit Inci-Listen zu deuten, scheint demnach nicht ausreichend zu sein.

Eine Frage der Definition

Dabei hat bei der Wahl eines Produkts in beiden Ländern das Kriterium „Natürlichkeit“ größten Einfluss (20 Prozent in Deutschland/24 Prozent in Frankreich). Aber was ist eigentlich natürlich? NATRUE hat die Teilnehmer der Studie auch nach ihrer Definition des Begriffes gefragt: Für deutsche Verbraucher zählt dazu hauptsächlich der Schutz von Tieren (8,4 von 10 Punkte), der Verzicht auf Mikroplastik (7,9 von 10 Punkte) und „100 Prozent natürliche und biologische Inhaltsstoffe” (6,4 von 10 Punkte). In Frankreich sichert sich die Natürlichkeit der Inhaltsstoffe Platz eins (9,6 von 10 Punkte). Dahinter folgen Tierschutz (8,4 von 10 Punkte) und Verzicht auf Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs (7,1 von 10 Punkten).

Tierfreundlich und vegan?

Produkte, die Tierwohl garantieren, sind also gefragt. Dabei sind in der Europäischen Union bereits seit 2004 Tierversuche für kosmetische Produkte grundsätzlich gesetzlich verboten. Dazu ist natürlich nicht gleich vegan. Auch hier gibt es Aufklärungsbedarf…

Ein bisschen Natur: Greenwashing

Weiter geht es mit der Unterscheidung von natürlichen und „von der Natur inspirierten” Produkten: Während Deutsche klar unterscheiden und echter Natur den Vorzug geben, werden in Frankreich mehr als doppelt so viele naturnahe Produkte als natürliche verkauft. Hierzulande sind sich Konsumenten offenbar eher der Gefahr des Greenwashings bewusst, welches vor allem bei konventionellen Marktführern eine Rolle spielt. Große Konzerne führen zunehmend Marken ein, deren Produkte entweder naturinspiriert oder sogar als zertifiziert gekennzeichnet sind. Die Anmutung von Packaging, Marketingmaßnahmen und die Vielzahl eigens kreierter Siegel werden häufig als „natürlicher“ wahrgenommen, obwohl sie meist nicht einmal die Kriterien zertifizierter Natur- oder Biokosmetikprodukte erfüllen.

Quelle: NATRUE

Fazit

Wir können anhand der Studien-Ergebnisse nur raten, in Sachen Natur- und Biokosmetik ganz genau hinzusehen. Wir empfehlen die Orientierung anhand etablierter Qualitätszeichen wie NATRUE und COSMOS (in Verbindung mit den Siegeln von BDIH, Ecocert & Co.) oder der Veganblume – je nachdem, was genau Ihr von Euren Beauty-Produkten erwartet. Sind keine (echten!) Siegel aufgedruckt ist das Lesen der Inci-Listen unumgänglich. Hier helfen Euch im Zweifelsfall Apps, genau wie die Beratung durch qualifiziertes Fachpersonal.