Okay, bei Büchern, die im Selbstverlag herausgebracht werden, ist man ja oft erst mal skeptisch. Doch dieses lohnt sich tatsächlich zu kaufen, obwohl oder gerade weil es anders ist als der klassische Mainstream – und zwar auf eine ganz besondere Art. Es verbindet großes Fachwissen, Studien und eigene Erfahrungen mit einer sehr ehrlichen, persönlichen Schreibweise. Dass Claudia Ehle ihre Leserinnen mit „Du“ anspricht, erscheint zwar am Anfang gewöhnungsbedürftig, macht aber durchaus Sinn. Je weiter man liest, desto mehr hat man nämlich das Gefühl, sich mit einer Freundin auszutauschen, die kein Blatt vor den Mund nimmt und der man vertrauen kann. Sie lässt uns teilhaben an ihrer Odysee durch Drogerien und Hautarztpraxen und bemerkt an einer Stelle z. B. ganz trocken: „Tolle Beratung bekommst Du auch bei deiner Nachbarin, die zwar bisher nichts von dir wissen wollte, aber nun zwischen Kindergeschrei und Tupperparty erfahren hat, dass sich nebenbei auch in der Kosmetikbranche Geld verdienen lässt.“
Wissen macht schön
Der Hauptteil dieses Ratgebers widmet sich aber dem, was Claudia Ehle wirklich geholfen hat: Know how und Bio-Beauty. Die ausgebildete Naturkosmetikerin erklärt, wie unsere Haut aufgebaut ist, was für Zutaten in herkömmlichen und Bio-Cremes stecken und gibt einen Überblick über alle gängigen Siegel. Dabei scheut sie sich nie, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – etwa, dass viele Hautprobleme durch zu aggressive Reinigung hausgemacht sind oder dass Inhaltsstoffe unserer Creme nicht auf der Hautoberfläche bleiben, sondern zum Teil auch in unseren Körper eindringen, was vor allem konventionelle Hersteller gern unter den Tisch fallen lassen. Auch seelische Faktoren werden aufgegriffen, die bei vielen Hautproblemen eine Rolle spielen – stets mitfühlend, und trotzdem mit einem gewissen Augenzwinkern: „Wechsle die Creme und, wenn nötig, auch den Ehemann“, heißt es z. B. in einem Abschnitt übers Älterwerden.
Tolle Tipps für den Sprung zu Bio und für reife Frauen
Ein weiteres Plus dieses Ratgebers ist, dass er nicht nur klassische Empfehlungen für trockenen, fettigen oder sensiblen Teint gibt, sondern sich auch spezielleren Fragen widmet. So gibt es z. B. ein Kapitel mit Tipps, wie Sie am reibungslosesten von konventioneller Kosmetik auf Bio-Beauty umsteigen können. Damit, einfach die Pflege zu wechseln, ist es nämlich meist nicht getan. Oft muss sich der durch jahrelangen Paraffin- und Silikongebrauch geschwächte Lipidmantel erst wieder regenerieren und braucht während dieser Phase mehr Fett als nach der Umgewöhnung. Interessant ist auch der Teil über reife, unreine Haut, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat und trotzdem in punkto Produktauswahl eher ein Schattendasein fristet. Kleiner Minuspunkt: Oft gibt Claudia Ehle relativ spezielle Pflegetipps wie „ein leichtes Gesichtsfluid mit Holunder“, die nicht auf Anhieb im Bioladen zu finden sind und einen gewissen Rechercheaufwand für die Leserin bedeuten, da sie vermutlich erst mal googeln muss. Andererseits ist das ja genau das, was Claudia Ehle sich von ihren Leserinnen wünscht: dass sie mehr Eigenverantwortung für sich und ihre Schönheit übernehmen. Fazit: Lesenswert!
Claudia Ehle: „Hautsache gesund!“, Books on Demand, 144 Seiten, 13,50 Euro.