Viele Menschen haben eine Liste mit Wünschen, Träumen, großen und kleinen Dingen, die sie gern erleben oder besitzen möchten. Auf viele dieser Sachen warten sie ein Leben lang. Manchmal sogar vergebens. Warum das so ist? Weil wir seit hunderten Jahren von der Idee besessen sind, dass Spaß eine teure Sache sei. Und der Durchschnittsmensch mit freudlosen Dingen Geld verdient, um dann zu tun, was ihm Spaß macht. „Das Buch der hundert Vergnügungen“ hingegen befasst sich mit bequemem Müßiggang, Freiheit und Unabhängigkeit in ihren ganz ursprünglichen Formen. Kieran und Hodkinson plädieren auf das Recht, so zu leben, wie wir möchten – und zurück zur Natur zu finden.
Die einfachen Dinge schätzen lernen
Ein schönes Beispiel für den Genuss des Einfachen ist es, am Strand einen Stein übers Wasser hüpfen zu lassen. Niemand muss dazu den Stein kaufen, das Wasser mieten oder einen Kurs absolvieren. Und das Beste: Es gibt genügend Steine und Wasser für alle. Müßige Vergnügungen wie diese sind aber nicht nur entspannend und kostenlos, sondern auch äußerst ökologisch, denn nichts schädigt die Umwelt weniger, als nichts zu tun… „Das Buch der hundert Vergnügungen“ lädt ein, zu entdecken, worauf es in einem glücklichen Leben ankommt:
Warten, dass der Tee zieht
Es gibt sie, diese kurzen Momente, die uns zum Nichtstun zwingen. Darauf zu warten, dass ein Tässchen Tee zieht, ist so ein Moment. Die Zeit reicht nicht aus, um wirklich etwas zu „tun“ – und wenn doch, wird der Tee dabei meist zu stark oder zu schwach. Was bleibt, sind die süße Verpflichtung, kurz inne zu halten, und die Vorfreude auf das ersehnte Heißgetränk.
Ein Nickerchen halten
Die einfachste und traditionellste der kostenlosen Vergnügungen. Während die Siesta in südlichen Ländern geradezu hingebungsvoll zelebriert wird, macht man das Mittagsschläfchen in Nordeuropa und den USA eher mit Gewissensbissen. Dabei ist sanfter, süßer Schlummer purer Balsam für die Seele. Also, her mit dem Kissen und weg mit dem falschen Pflichtbewusstsein!
Geografische Karten betrachten
Stundenlang können Globen und Landkarten unsere ungeteilte Aufmerksamkeit beanspruchen. Sie wecken unsere Fantasie und die Sehnsucht, an fremde Orte zu reisen, fernab von Alltag, Stress und Schulden. Allenfalls, wenn wir einen Stadtplan wieder entlang der vorgefalzten Knicke zusammenfalten möchten, kann diese Art von Müßiggang etwas anstrengend werden. Vielleicht möchte er ja nicht zurück in die Schublade und uns damit irgendetwas sagen…
Krank sein
Klingt seltsam – kann aber bittersüße Freuden schaffen. Denn eine erzwungene Pause kann höchst willkommen sein, um Abstand von der Arbeit zu gewinnen. Im Bett darf man schließlich tun, was man möchte: Obst essen, Tee trinken (und ihn vorher ziehen lassen), ein gutes Buch lesen, sich ins Land der Träume zurückziehen und ganz bewusst einmal in den wirbelnden Strudel des fiebrigen Bewusstseins eintauchen…
Draußen schlafen
Ob im Wald, auf einer freien Wiese oder im eigenen Garten: Ganz gleich, wo man sich unterm Sternenzelt niederlässt, sind nächtliche Geräusche und eine zwielichtige Dämmerwelt ideale Schlafbegleiter. Wimmelt es dann auch noch vor Sternschnuppen, ist es ein geradezu perfektes Familienerlebnis. Stecken Sie die Köpfe zusammen und legen Sie sich in den Kreis, um gemeinsam das Feuerwerk des Himmels mit vielen „Ohhhs und „Ahhhs“ zu genießen!
Geschichten erzählen
Eine alte Kunst, die in der Flut von Büchern, Hörspielen, DVDs und Fernsehsendungen verloren gegangen ist. Warum delegiert man das Erzählen von Geschichten an „Experten“, statt sich der eigenen Fantasie hinzugeben und sich spannende Geschichten auszudenken? Kinder lieben improvisierte Erzählungen…
Sich nass regnen lassen
Wir machen uns allerlei Umstände und Sorgen, nur um während eines Wolkenbruchs trocken zu bleiben. Dabei ist kaum etwas befreiender, als sich den Sturzfluten mal freiwillig auszuliefern. Nicht laufen – sondern schlendern. Blicken Sie nach oben und genießen Sie jeden Tropfen. Zurück zu Hause: Raus aus den nassen Klamotten, rein in den Bademantel und mit einem heißen Kakao und einer Decke aufs Sofa.
Fazit: Das Leben ist schön!
Die „Hundert Vergnügungen“ lassen sich nicht nur mit Leichtigkeit lesen, sie sind auch genauso einfach umzusetzen. Das bezaubernde Büchlein weckt regelrecht die Lust, sich all den kleinen, wundervollen Dingen hinzugeben, die das Leben für uns bereithält. Denn oft haben wir schlichtweg vergessen, sie bewusst zu genießen, und uns im Alltag kleine Freiräume zu schaffen, die wir für 10 Minuten Steine-hüpfen-lassen oder ein 2-stündiges Nickerchen benötigen. Oder eben einfach mal loszulassen und nicht auch noch die Ziehzeit unseres Chai-Tees mit Aufgaben vollzupacken. „Das Buch der hundert Vergnügungen“ ist eine wunderbare Geschenkidee für alle, die sich mehr Zeit wünschen oder das Leben wieder ganz ursprünglich spüren möchten.
Dan Kieran und Tom Hodkinson: „Das Buch der hundert Vergnügungen“, Rogner & Bernhard Verlag, 216 Seiten, 17,99 Euro.
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