No Water: Zukunftstrend wasserfreie Kosmetik

Schönheit wird immer nachhaltiger. Da verwundert es nicht, dass wasserfreie Kosmetik eines der Schlüsselthemen ist, die uns in Zukunft immer häufiger begegnen werden. Das zumindest sagt das globale Marktforschungsunternehmen Mintel bis 2025 voraus: Achtsamer Wasserkonsum wird demnach die Beauty und Personal Care Branche stark beeinflussen.
Eine wertvolle Ressource
Betrachten wir zunächst die Basis: Schon unsere Eltern und Großeltern haben uns zum Wassersparen angehalten. Das klare Nass war und bleibt eine wertvolle Ressource. Heute haben über 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der weltweite Wasserverbrauch ist zudem bereits sechs Mal so hoch wie noch vor 100 Jahren. Und er wird weiter steigen. Der Umgang mit der Ressource Wasser wird deshalb verstärkt in unser Bewusstsein rücken.
Wässrige Argumentation. Oder: ein verzichtbarer Beautyrohstoff

Für die Beautybranche steht demnach eine Trockenzeit bevor. Denn obwohl Wasser in unseren Köpfen für Feuchtigkeit und Hydration steht, ist es als Zutat in Kosmetik durchaus verzichtbar. Die Zeiten, in denen „Aqua“ als Inhaltsstoff an erster Stelle einer INCI-Liste steht, gehen vorüber. Immer mehr Konsumenten wissen heute, dass Wasser oft nur als kostengünstiger Füllstoff, Basis oder Lösungsmittel dient und selten als Wirkstoff fungiert. Ausnahmen bilden beispielsweise Meerwasser oder Thermalwasser, die in ihrer Mineralstoffzusammensetzung besonders sind.
Was sonst noch gegen H2O in Kosmetik spricht? Seine Verwendung macht in den meisten Rezepturen weitere Inhaltsstoffe erforderlich, wie beispielsweise Emulgatoren oder Konservierungsstoffe. Wo Wasser ist, muss konserviert werden, sonst leidet die Haltbarkeit von Produkten. Hoch konzentriert, besonders wirkstoffreich und clean geht es demnach am besten ohne. Diese drei Argumente bilden im Ursprungsland von Waterless Beauty übrigens die oberste Prämisse: In Südkorea ist der Trend nämlich nicht aus dem Bedürfnis heraus entstanden, einen nachhaltigeren Lebensstil zu etablieren…
Kritisch muss man im Hinblick auf Ressourcenschonung auch die Verwendung von Aloe vera statt Wasser betrachten: Die beliebte Zutat ist ein wertvoller Feuchtigkeitsspender – so ersetzt sie in ganzen Produktlinien die Wasserphase. Aloe ist dabei nicht nur schlichte Trägersubstanz, sondern vor allem ein Wirkstoff mit vielen Talenten und über 200 Inhaltsstoffen. Um den Saft aus den Blättern der Pflanze zu gewinnen, muss diese aber natürlich erst mal wachsen. Und so genügsam die Wüstenlilie ist: Auch diese benötigt Wasser. Abhängig von den Niederschlagsmengen wird in den ganz heißen Sommermonaten auch mal bewässert. Und die Aloe vera Blätter sind erst nach frühestens vier Jahren reif zur Ernte.
Ein Blick in die Zukunft
Welche Ansätze es künftig geben wird? Mintel hat in seinem Report „Trends 2025. Beauty & Personal Care“ in die Glaskugel geschaut und sieht die „wasserfreie Beauty-Zukunft“ wie folgt:
Neue Quellen

Wasserquellen, wie Ozeane und Quellen, werden durch Seen, Lagunen und Gletscher ergänzt. Sogar die Ernte von Gebirgsnebeln, um daraus reines Wasser zu gewinnen, hält das Marktforschungsinstitut für möglich. Vorteil: Besonders reines Wasser mit interessanten Mineralstoffzusammensetzungen könnte hier verfügbar werden. Nachteil: Eine Wasserersparnis steht dabei natürlich nicht wirklich im Fokus, viel mehr Wettbewerbsvorteile und Exklusivität. Darüber hinaus könnten lange Lieferwege (wie bei einigen Wässern im Lebensmittelbereich) zu einem unschönen Nebeneffekt werden, der die CO2-Bilanz massiv nach oben und die Sinnhaftigkeit des Einsatzes nach unten treibt.
Hydrolate
Daneben werden Pflanzenwässer populärer werden und nicht länger nur bei Naturkosmetikmarken eine Rolle spielen. Vorteil: Hydrolate bringen wie Thermalwasser und Co. eine eigene Wirkkraft mit sich und dazu noch herrlich zarte Düfte. Dazu sind die Wässer Nebenprodukte, die bei der Gewinnung ätherischer Öle entstehen. Nachhaltigkeit pur! Nachteil: keine
Transparenz
Darüber hinaus sieht Mintel Transparenz als großes Thema: Unternehmen werden künftig ihren Wasserfußabdruck offenlegen müssen (Ja, dieser Begriff existiert tatsächlich: Ähnlich wie der CO2-Footprint lässt sich auch der Wasserkonsum messen). Vorteil: Mehr Nachvollziehbarkeit für Verbraucher. Nachteil: Mehraufwand für Unternehmen, gegebenenfalls ein Kostenfaktor, der letztlich die Preisgestaltung beeinflussen könnte.
Bewusstsein und Kontrolle
Zu guter Letzt wird die Industrie Verbraucher mit Tracking-Lösungen und Produkten dahingehend unterstützen, ihren Wasserverbrauch zu kontrollieren und wassersparende Beauty-Rituale zu etablieren. Vorteil: Die Überprüfung eigener Gewohnheiten. Nachteil: Wie immer sollte man genau hinsehen, für den Fall dass sich schwarze Schafe tummeln, die wie beim Green Washing nur ihre Weste rein waschen und das Kaufverhalten mit Halbwahrheiten beeinflussen möchten.
Fazit
Ökologische Verantwortung und der Wunsch, den Produktlebenszyklus nachvollziehen zu können, sind nicht die einzigen guten Gründe, auf Wasser als Inhaltsstoff zu verzichten. Es gibt Alternativen, die mit Wirkstoffvielfalt überzeugen. Und es werden immer mehr. Künftig ist es uns selbst überlassen, ob und welche Wahlmöglichkeiten die richtigen sind. Die Beauty-Zukunft hält definitiv mehr bereit, als nur Aqua.